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AFRIKA - Ein geschichtlicher Hintergrund

von Ludwig Friedrich

Königreiche, Kolonien und die „Modernen Staaten“

Bereits in frühgeschichtlicher Zeit gab es in Afrika Hunderte von „Nationalitäten“ und Volksgruppen, die sich in ihren Kulturen und Wertvorstellungen stark voneinander unterschieden. Etwa seit dem 3. Jahrtausend v.Chr. bildeten
sich z.B. in Ägypten erste zentralisierte Gemeinwesen aus. Die Blütezeit der afrikanischen Reiche lag zwischen dem 5. und dem 16. Jahrhundert n.Chr. Im Verlauf der weiteren Jahrhunderte umfassten die politischen Systeme des
Kontinents sowohl Kaiserreiche und religiös geführte Königreiche als auch von Ältesten regierte Republiken und demokratische Dorfgemeinschaften.
Im Zeitalter der großen Entdeckungen im 15. und 16. Jahrhundert n.Chr. begann auch in Afrika der neuzeitliche Kolonialismus, den man als eine Verbindung von Rohstoffausbeutung, Sklavenhandel und Missionsgedanken um-
schreiben kann. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde erneut die Vielfalt staatlicher Systeme in Afrika verändert. In der großen Wirtschaftsflaute der Jahre 1876 bis 1893 erkannten die Europäer, wie wichtig es war, überseeische
Rohstoffquellen und Märkte gegen potentielle Rivalen in Gegenwart und Zukunft abzusichern. Überdies erschien es den europäischen Geschäftsleuten in vielen Regionen Afrikas unmöglich, ihre Tätigkeit unter der politischen Ober-
aufsicht von Afrikanern auszudehnen. Sie forderten also eine moderne Infrastruktur in Form von Eisenbahnen, Telegrafenverbindungen und eine politische Kontrolle der afrikanischen Länder, die von europäischen Regierungen
ausgeübt werden sollte. Und diese setzten sich gedankenlos und machtbesessen über die alten gewachsenen Staatsstrukturen der Afrikaner hinweg, indem sie Völker, die innerhalb der Grenzen ihrer Kolonialgebiete lebten, unter ihre Herrschaft zwangen. Bald aber regte sich Widerstand gegen die europäischen Eindringlinge. Die ersten Befreiungsbestrebungen begannen mit dem Ende des 1. Weltkriegs. Die Aufstände in Marokko und Tunesien z.B. lösten den Zerfall des französischen Kolonialreichs in Afrika aus. Damit begann ein langer, keineswegs konfliktfreier Entkolonialisierungsprozess. Am 5 August 1960 beispielsweise wurde die französische Kolonie Obervolta,heute Burkina Faso unabhängig, 1990 das von Südafrika verwaltete Namibia (von 1884 bis 1920 Deutsch-Südwestafrika) und erst 1994 fand das Apartheidregime in der Republik Südafrika sein definitives Ende. Die Staaten des modernen Afrika sind im wesentlichen aus den ehemaligen Kolonien und Schutzgebieten der Europäer hervorgegangen, Im Jahr 1963 gründete man die „Organization of African Unity‘, kurz OAU genannt, mit dem Ziel, ein geeintes Afrika zu schaffen. Bis aber dieses Ziel erreicht sein wird, gibt es viele schwierige Probleme unterschiedlichster Art zu lösen.
Das Hauptproblem des afrikanischen Kontinents heute ist das hohe Bevölkerungswachstum, das alle Ansätze eines wirtschaftlichen Wachstums im Keime erstickt. Hinzu kommt die schlechte Wirtschafts- und Versorgungslage. Er-
schwert wird die Situation auch durch zahlreiche Kriege und Bürgerkriege, sowie eine hohe Analphabetenrate. Die politische Lage vieler afrikanischer Staaten ist geprägt durch eine weitgehende Vorenthaltung von Demokratie und
Rechtsstaatlichkeit durch Staatspräsidenten, die oft durch Putsch oder durch den Sieg ihrer „Freiheitsbewegung“ an die Macht gekommen sind und diese ohne zwingende Gründe nicht abgeben werden.

Sprachen und Religionen

Die alten ethnischen Bindungen der Afrikaner sind auch heute noch eine starke Kraft, die die Einigungsversuche erschweren. Wie überall in der Welt identifizieren sich auch in Afrika die Menschen mit ihrer Muttersprache, die für sie oft das einzige unverändert gültige Kriterium ihrer Zusammengehörigkeit dar stellt Heute gibt es in Afrika mehr als 1000 verschiedene Sprachen.  Einige davon werden von vielen Millionen Menschen gesprochen, bei anderen
schwankt die Zahl der Benutzer zwischen einigen Hundert und einer Million und einige wenige Sprachen sind nur noch alten Leuten vertraut und somit vom Aussterben bedroht. Mit Ausnahme einiger Sprachen, die erst in neuerer
Zeit eingeführt wurden, gehören alle afrikanischen Mundarten nur vier großen Sprachfamilien an Die fünf indogermanischen Sprachen Franzosisch, Englisch, Portugiesisch, Spanisch und Italienisch werden als Zweitsprachen in verschiedenen afrikanischen Ländern benutzt.
Die uneinheitliche religiöse Situation im heutigen Afrika ist das Resultat vielfältiger historischer Ereignisse, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Die Bewohner des nördlichen Afrikas sind fast ausnahmslos Muslime, wenn
man von der koptischen Minderheit in Ägypten einmal absieht. Auch das Gebiet am Horn von Afrika und die ostafrikanische Küstenregion sind islamisch.
In diesen islamischen Gebieten haben weder das Christentum noch die traditionellen afrikanischen Religionen eine größere Anhängerschaft. Der Katholizismus ist überall präsent, vor allem jedoch in den ehemals belgischen Territo-
rien Zaire und Burundi. Die lutherischen Kirchen sind am stärksten in den ehemaligen deutschen Kolonien vertreten (u.a. Kamerun und Togo, das direkt an Burkina Faso grenzt). Methodisten, Baptisten und Zeugen Jehovas finden
sich überall, wo westliche Missionare eine entsprechende Tradition begründet haben. In Afrika leben heute noch etwa 70 Millionen Anhänger von Stammesreligionen, die jedoch nur eine Minderheit von 12% unter 45% Christen und
43% Moslems bilden.
In Burkina Faso ist die Verteilung der Religionen eine andere: Nach einander widersprechenden Schätzungen sollen 25 - 50% der Bevölkerung Muslime, 10 - 15% Christen, meist Katholiken, sowie 40 - 65% Anhänger von Stammes-
religionen sein.
Die Entstehung dieser Stammesreligionen, so glauben Wissenschaftler, geht bis in die urgeschichtliche Zeit zurück. Charakteristisch für die afrikanischen Stammesreligionen ist der Glaube der Menschen an eine allumfassende Le-
benskraft, die Götter und Ahnen, Häuptlinge und Priester, Menschen und Welt miteinander verbindet. Diese Lebenskraft äußert sich in Fruchtbarkeit und Fortpflanzung, also in der Vermehrung des Lebens von Mensch‚Tier und Pflanze. Daher, so glaubt man, ist alles nützlich, was die Lebenskraft fördert und schlecht ist, was sie behindert, wie z.B. ein Verstoß gegen das „Alte“, gegen die Ordnung der Väter. Daher stehen Kulte und Rituale im Dienst dieser Lebenskraft und zugleich versucht man durch sie böse Gewalten zu bannen, die diese Kraft zu verringern trachten. Afrikanische Religiosität ist sowohl auf die Vergangenheit gerichtet, als auch zukunftsorientiert, denn die Lebenden stehen in der Verantwortung, das von den Ahnen Übernommene unbeschädigt an dieNachgeborenen zu übergeben. Gebet, Opfer und Sakraltanz sind die wichtigsten Kultformen. Der kultische Tanz ist vornehmlich ein Maskentanz. Die Maske wird durch die Verbindung von Bemalung und Kostüm, Musik und Rhythmik zum dramatischen Element im Kult. Die Maske will einerseits verhüllen und andererseits ein vom Träger verschiedenes „anderes Wesen“ darstellen. Dieses andere Wesen kann eine Gottheit, ein Heilbringer oder Dämon, ein segnender oder strafender Ahne, ein Todes- oder Buschgeist sein.
Dieser in Afrika verbreitete Glaube hängt, wie gesagt, mit dem Ahnenkult zusammen, den man treffender als „Verehrung der Lebendtoten“ bezeichnen sollte. Die Ahnen bleiben in die Gemeinschaft der Lebenden einbezogen, da Lebende und Tote einander brauchen. Die toten Sippenmitglieder sind immer gegenwärtig und ihre Namen werden zwei oder drei Generationen lang im Gedächtnis behalten. Man bringt ihnen Gaben auf dem Hausaltar dar, der zu-
weilen ihre Gebeine birgt.
Wenn die Männer des Dorfes bei ihren Treffen gemeinsam trinken, schütten sie den ersten „Schluck“ ihres Getränks zu Ehren der Ahnen auf den Boden und berichten ihnen alles, was in der letzten Zeit in der Gemeinschaft geschah.
In Krankheits- oder Unglücksfällen wird ein religiöser „Fachmann“ konsultiert, der herausfinden soll, ob einer der Ahnen über mangelnde Aufmerksamkeit verärgert sein könnte. Wenn ja, versucht man ihn durch Gebet, Opfer oder
Tanz zu besänftigen. .

 
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